Makellosigkeit und Brüche

„Autodidaktische Künstler zeichnen sich dadurch aus, dass sie immer aus ihrem eigenen Grund schöpfen. Sie folgen ihrem inneren Drang, ohne Anleitung die Kunst und ihre Umsetzung für sich zu entdecken.“

Am Ende ist entscheidend, dass man durch das ständige Arbeiten mit „seinem“ Material ein Handwerk zu beherrschen lernt und in seine Werke das Erlebte und Gesehene mit einfließen lässt. In meinem Fall ist es die Liebe zum Unperfekten, der Ausdruck des Gelebten in der Oberfläche. Wenn man wie ich darauf verzichtet, Techniken und Materialwissen in Workshops zu erlernen, riskiert man Rückschläge. Manchmal jedoch wird es umso schöner, wenn dieser Einfluss fehlt. Die künstlerische Arbeit sollte mit Freude und Hingabe geschehen. Dann wird es gut.

In meinem Schaffen als Malerin abstrakter Materialbilder versuche ich, eine Verbindung von Materialität und natürlicher Farbigkeit herzustellen. Dabei spielt das Erzeugen einer Patina, einer Rohheit und Aufgebrochenheit, eine zentrale Rolle. Die Gegensätze von glatt und rau, Tiefe und Oberflächentextur, Glanz und Pudrigkeit, Hell und Dunkel, schaffen Lebendigkeit und Spannung. Ich setze Licht und Schatten, Farbigkeit und Farblosigkeit gegenüber. Durch die Materialität besitzen meine Bilder eine ausgesprochene Haptik.


Fassaden und Oberflächen

Inspiration zu meiner Malerei bieten mir verwitternde, rustikale, bisweilen durch den Zahn der Zeit abgenagte Fassaden und Mauern, die ich z.B. in der Provence aufspüre und fotografiere – „Murs Patinés“. Brüche in den Wänden, die wie Narben einer durch Geschichte gebrochenen Zeit wirken. Das Altern der Gemäuer bringt eine morbide Schönheit hervor.

Fotografierte Wandausschnitte in einer alten Fabrikhalle, abblätternde Farbe rostender Metallflächen motivieren mich zu neuen Arbeiten. Vergessene Orte oder Oberflächen mit Patina tragen einen besonderen Charme in sich.

„Coup d’Essai – Lehrlingsstück. Malen bedeutet für mich, immer einen neuen Versuch zu wagen.